Depersonalisation und Derealisation sind psychische Phänomene, bei denen die Wahrnehmung des Selbst oder der Umwelt verändert ist. Betroffene schildern ein Gefühl der Entfremdung, als seien sie von sich selbst oder der Realität abgeschnitten. Diese Zustände treten häufig im Zusammenhang mit Angststörungen, Depressionen oder Traumafolgestörungen auf und sind in der Öffentlichkeit noch wenig bekannt. Die folgenden Fragen und Antworten bieten einen kompakten Überblick über Symptome, Ursachen und therapeutische Möglichkeiten.
Was ist Depersonalisation oder Derealisation?
Depersonalisation bedeutet, dass man sich selbst fremd erlebt – als würde man neben sich stehen oder automatisch funktionieren.
Derealisation beschreibt ein verändertes Erleben der Umwelt: Die Welt wirkt künstlich, unwirklich oder wie durch eine Scheibe getrennt.
Wie fühlt sich das an?
Typisch sind Aussagen wie:
– „Ich bin nicht richtig da.“
– „Alles wirkt wie im Film.“
– „Ich erkenne mich selbst nicht wieder.“
– „Die Welt fühlt sich falsch an.“
Diese Zustände können kurz oder über längere Zeit anhalten und sehr belastend sein.
Woher kommt das?
Häufig ist es eine Reaktion auf starken Stress, Angst oder Trauma. Das Gehirn schützt sich, indem es das Erleben abschwächt oder abkapselt. Depersonalisation kann auch bei Depressionen, Angststörungen oder nach Drogenkonsum auftreten.
Ist das gefährlich?
Nein. Auch wenn sich die Symptome erschreckend anfühlen, sind sie nicht gefährlich. Man verliert weder den Verstand noch die Kontrolle – es handelt sich um eine psychische Schutzreaktion.
Was hilft dagegen?
Die Behandlung richtet sich nach den Ursachen.
Hilfreich sind:
- Psychotherapie
Besonders geeignet sind:
– Verhaltenstherapie (zur Veränderung belastender Denkmuster)
– Schematherapie (bei frühen Beziehungstraumata)
– EMDR (bei Trauma)
– Systemische Therapie (bei komplexen Lebenszusammenhängen) - Traumatherapie
Bei Belastungserfahrungen ist eine gezielte Verarbeitung oft entscheidend. - Medikamente
Es gibt kein spezielles Mittel gegen Depersonalisation. Bei starker Begleitsymptomatik können Psychopharmaka helfen, die der Arzt verschreiben muss. - Körperbezogene Therapien
Viele empfinden es als hilfreich, die eigene Körperwahrnehmung zu stärken – etwa durch Bewegung, Musik- oder Tanztherapie, Physiotherapie oder einfache Übungen im Alltag. - Psychoedukation
Das Wissen, dass es sich um eine klar benennbare, häufige Reaktion handelt, wirkt oft entlastend. Viele Betroffene fühlen sich dadurch weniger hilflos.
Kann man selbst etwas tun?
- Reize setzen (kaltes Wasser, laute Geräusche) zur Orientierung
- Strukturierter Alltag mit klaren Abläufen
- Austausch mit anderen Betroffenen
- Notizen führen, um Distanz zu ängstigenden Gedanken zu schaffen
Wo kann ich mich noch informieren?
Ein ausführlicher, medizinisch fundierter Überblick findet sich hier:
Depersonalisations-/Derealisationsstörung bei MSD Manuals
Die Seite bietet umfassende Informationen zu Symptomen, Ursachen, Diagnostik und Behandlungsansätzen der Depersonalisations- und Derealisationsstörung.
